HGM Wissensblog

Objekt des Monats Jänner 2018

August von Ramberg (1866-1947)
Die Versenkung des französischen Panzerkreuzers
Leon Gambetta am 27. April 1915 durch S. M. U. 5.
Signiert und datiert: „A. Ramberg 1915“.
Öl auf Leinwand auf Karton, 29 x 38 cm

 

Der Panzerkreuzer Léon Gambetta lief 1901 vom Stapel und war das Leitschiff einer Klasse von drei Panzerkreuzern der französischen Marine, von denen 1903 und 1907 zwei weitere in Dienst gestellt wurden. Benannt war sie nach dem früheren Premierminister der Dritten Französischen Republik, Léon Gambetta (1838-1882).

Panzerkreuzer Léon Gambetta, 1915 (Wikipedia)

Die Kreuzer der Léon-Gambetta-Klasse wiesen eine Hauptbewaffnung von vier 193-mm-L/40-Kanonen M.1896 im Bug- und Heckdoppelturm auf. Dazu kamen noch sechs Doppeltürme an den Seiten und vier Einzel-Kasematten an den Aufbauenden mit 164-mm-L/45-Kanonen des Modells 1887. Wegen ihrer von Krupp hergestellten Panzerung galten die Léon-Gambetta und ihre Schwesternschiffe als stärkste Panzerkreuzer der Welt, wurden aber wenige Jahre später von den Schlachtkreuzern der britischen, deutschen und japanischen Marine übertroffen. Während einer Versuchsfahrt im Dezember 1903 rammte die Léon Gambetta vor Brest im Nebel eine Felsspitze unter Wasser und erlitt einen beträchtlichen Schaden. Die notwendige Reparatur war erst im Sommer 1904 abgeschlossen.

Im Rahmen der Entente cordiale konzentrierte sich die französische Marine auf das Mittelmeer, wobei die Léon Gambetta ab 1914 Teil der französischen Flotte war, die von Malta aus die österreichisch-ungarische Marine in der Adria blockierte, in der Regel auf einer Position etwas südlich der Straße von Otranto. Im April 1915 wurde die Blockadelinie weiter nach Norden verlegt, während die Alliierten mit Italien über ein Bündnis verhandelten. Man erwartete für den Fall eines italienischen Kriegsbeitritts erhebliche Aktivitäten der österreichisch-ungarischen Marine.

Georg Ludwig von Trapp, 1915 (HGM/MHI)

Trotz der erhöhten Bedrohung durch österreichische und deutsche U-Boote lief der Panzerkreuzer in der Nacht des 27. April 1915 ohne Begleitschutz mit sieben Knoten südlich der Straße von Otranto im Ionischen Meer, 15 Meilen vor dem Kap Santa Maria di Leuca, der Süd-Ost-Ecke Italiens am Ende der Halbinsel Salento. Dort wurde er von zwei Torpedos des österreichisch-ungarischen U-Bootes S. M. U 5 unter Linienschiffsleutnant Georg Ludwig von Trapp (1880-1947) getroffen. Der Panzerkreuzer sank binnen zehn Minuten, von den 821 Mann Besatzung fielen 684, darunter der Konteradmiral Victor Baptistin Senes (1857-1915), der Befehlshaber der 2. Leichten Division, sowie alle Offiziere der Léon Gambetta.

Walter Albrecht

HR Dr. Walter Albrecht
Kunsthistoriker und Historiker sowie Sammlungsleiter Kunst im Heeresgeschichtlichen Museum/Militärhistorischen Institut. Gemeinsam mit meinen sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bin ich für die Verwaltung aller Objekte mit kunsthistorischem Bezug wie Gemälde, Druckgrafiken, Aquarelle und Handzeichnungen, Skulpturen und Plastiken sowie Miniaturen zuständig. Dies umfasst u. a. Ausstellungswesen, Leihverkehr, Akquisition, Konservierung, Restaurierung und Depotwesen. Meine Forschungsinteressen liegen in der Kunst- und Militärgeschichte der Frühen Neuzeit, besonders des Dreißigjährigen Krieges; sowie der Kunst des Ersten Weltkrieges mit dem Schwerpunkt Kriegsmaler im k.u.k. Kriegspressequartier.

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