Der Versuch, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Österreich eine eigenständige bewaffnete Macht zu schaffen, scheiterte am entschiedenen Veto der vier alliierten Besatzungsmächte. Erst mit der Aufstellung der Alarmformationen in den westlichen Besatzungszonen bzw. der sich im Jahr 1952 daraus entwickelnden Gendarmerieschulen gelang es, die Grundlage für die Wiederaufstellung eines Österreichischen Bundesheeres zu schaffen, welche mit dem Erringen der vollen Souveränität 1955 eingeleitet wurde. Die Aufgaben dieser Streitkräfte sollten durch die Verfassung bzw. ein eigenes Wehrgesetz auf Grundlage einer allgemeinen Wehrpflicht für alle männlichen Staatsbürger geregelt werden und umfassten die militärische Landesverteidigung, den Schutz der verfassungsmäßigen Einrichtungen, die Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit im Inneren, die Hilfeleistung bei Elementarereignissen und Katastrophen sowie (ab 1965!) die Teilnahme an Einsätzen im Ausland auf Ersuchen internationaler Organisationen.
Allein der finanzielle Rahmen blieb stets ein sehr enger und führte wiederholt zu Änderungen in der Organisationsstruktur. War man anfangs noch primär dem Denken der Großmächte verhaftet, so präsentierte sich das österreichische Heer doch um ein Vielfaches kleiner und technologisch eher unvollkommen, zumal Bewaffnung und Ausrüstung vorrangig noch aus zurückgelassenen „Geschenken“ der Besatzungsmächte herrührten. Dennoch sollte es gelingen, die unmittelbar folgende erste Bewährungsprobe („Ungarnkrise 1956“) erfolgreich zu meistern.
Auf Grundlage des in den 1960er-Jahren entwickelten Konzepts der Umfassenden Landesverteidigung (ULV) sollten neben der militärischen auch Maßnahmen der geistigen, zivilen und wirtschaftlichen Landesverteidigung für die möglichen Bedrohungsszenarien (Krisen-, Neutralitäts-, Verteidigungsfall) ausgearbeitet werden.
Neben der damaligen Umgliederung auf ein stehendes Einsatzheer beinhaltete dies auch Vorkehrungen für den Mobilmachungsfall sowie den Ausbau der Territorialverteidigung. Die Effizienz dieser Maßnahmen konnte bei zahlreichen Assistenzeinsätzen nach Naturkatastrophen, aber insbesondere auch beim Grenzschutz an der österreichischitalienischen Grenze 1967 sowie bei der Alarmierung während der ČSSR-Krise im Jahr 1968 unter Beweis gestellt werden.
Allein die damalige gesellschaftspolitische Isolierung führte zu einer immer lauter werdenden Kritik an den Streitkräften. Die daraus folgende reformbedingte Heeresgliederung 1972 verlegte das Schwergewicht der Friedensorganisation auf die neu geschaffene Landwehr und stärkte den milizartigen Charakter der Streitkräfte. Dies kam sowohl in der neuen Verteidigungsdoktrin als auch in dem unter der Federführung von General Emil Spannocchi ausgearbeiteten Landesverteidigungsplan zum Ausdruck. Dessen Raumverteidigungskonzept überzog Österreich nahezu flächendeckend mit – von starken Verteidigungskräfte gesicherten – Schlüsselräumen sowie dazwischenliegenden Raumsicherungs- bzw. Schlüsselzonen, in welchen wiederum der Einsatz von Jagdkampfkräften gegen feindliche Kräfte vorgesehen war. In groß angelegten Raumverteidigungsübungen versuchte man in den 1980er-Jahren, die Eignung des neuen Konzeptes immer wieder von Neuem unter Beweis zu stellen. Gleichzeitig erfolgten der Ausbau fester Verteidigungsanlagen und Sperren sowie die Neuerrichtung moderner Kasernen.
Unter dem Motto „Landesverteidigung geht alle an“ wurde das neue Konzept nicht nur von der österreichischen Bevölkerung positiv angenommen, sondern sollte vor allem auch im Ausland während des Ost-West-Konflikts Beachtung finden, wo man sich stets vom besonderen friedenserhaltenden Engagement österreichischer „Blauhelme“ beeindruckt zeigte. Neben dem Einsatz unbewaffneter Militärbeobachter umfasste dies insbesondere Truppenstellungen (u. a. Zypern bzw. am Golan ab 1974) bzw. humanitäre Hilfeleistung nach Naturkatastrophen im Ausland (u. a. Armenien 1986 bzw. Iran 1991).
Der Zusammenbruch der kommunistischen Systeme in Mittel- und Osteuropa führte im Jahr 1990 zu einem einschneidenden Anstieg illegaler Grenzübertritte.
Der letztlich bis zum Dezember 2011 andauernde Assistenzeinsatz zur Unterstützung von Zollwache und Gendarmerie sollte das Vertrauen der (Grenz-)Bevölkerung in das Bundesheer ebenso stärken wie der Sicherungseinsatz im Juni 1991 an der slowenisch-österreichischen Grenze.
„»Schutz & Hilfe« Das Österreichische Bundesheer 1955 – 1991“ widmet sich der geschichtlichen Entwicklung des Österreichischen Bundesheeres bis zum Jahr 1991, wobei auch auf die der Wiederaufstellung im Jahre 1955 zugrundeliegenden Vorarbeiten (u. a. Heeresamt, Alarmbataillone und B-Gendarmerie) eingegangen wird.
Dem Umstand, dass die materielle Erstausstattung des Bundesheeres damals primär durch die aus Österreich abziehenden alliierten Besatzungsmächte erfolgte, wird im Außenbereich Rechnung getragen (u. a. 2,5 cm Hotchkiss Fliegerabwehrkanone 38/39 [F]; 10,5 cm leichte Feldhaubitze M2 A1 [USA], 12 cm Granatwerfer 38/41 [SU]).
Der Ausstellungsbereich selbst gliedert sich in zwei Bereiche, wobei zunächst chronologisch auf die verschiedenen Einsatzszenarien des Österreichischen Bundesheeres eingegangen wird, beginnend mit dem Schutz der Grenzen im Rahmen der militärischen Landesverteidigung, den Auslandsmissionen des Bundesheeres im Rahmen der Vereinten Nationen, dem Katastrophenschutz im Inland bis hin zu den Assistenzeinsätzen an den Grenzen. Einen zentralen Raum nimmt das seit den 1970er-Jahren entwickelte Raumverteidigungskonzept im Ausstellungsbereich ein, wobei szenisch auf die seinerzeitige Errichtung der sogenannten Festen Anlagen (FAn) direkter Bezug genommen wird. Darüber hinaus werden exemplarisch weitere charakteristische Fahrzeuge aus den verschiedenen Zeitepochen (u. a. M8, Jeep, Steyr 680, Sturmboot, Augusta Bell H-13, San-Pinzgauer, Puch G, Kürassier A1), aber auch Gerät, Ausrüstung sowie die jeweils typischen Uniformierungen der Soldaten in den jeweiligen Zeitabschnitten präsentiert.
Der zweite Ausstellungsbereich widmet sich den teilweise persönlichen Zugängen zum Bundesheer und vermittelt repräsentativ einen überblicksmäßigen Querschnitt durch die Themenbereiche Ausbildung, Auszeichnungswesen, militärischer Alltag, Bewaffnung, Uniformierung, Standortentwicklung, Gliederung, Insignien und Tradition, Parade, Militärmusik und Heeressport. Dieser Abschnitt endet mit der Gegenüberstellung des gesellschaftspolitischen Aspektes der Streitkräfte.
Eine nachempfundene klassische Kasernenzimmersituation gibt den Besuchern einen Einblick in die sogenannte „Spind-Ordnung“. Eine Auswahl an historischem Filmmaterial bietet einen Überblick über den Verlauf des Soldatenalltages von der Einberufung der ersten Wehrpflichtigen 1956 bis hin zur Ausmusterung von Berufsoffizieren an der Theresianischen Militärakademie zu Beginn der 1990er-Jahre, wofür ein eigenes „Soldatenkino“ eingerichtet wurde.
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