Seit langer Zeit besteigen Menschen die Berge und bewegen sich im alpinen Raum. Als Geburtsstunde des modernen Alpinismus wird oft der 26. April 1336 angesehen, an dem der italienische Dichter Francesco Petrarca „allein vom Drang beseelt, diesen außergewöhnlich hohen Ort zu sehen“ gemeinsam mit seinem Bruder und zwei Dienern den Mont Ventoux bestieg. Diese Besteigung gilt als das erste überlieferte alpinistische Unternehmen, dass um seiner selbst willen ausgeführt wurde und nicht aus praktischen Zwecken erfolgte. Aber erst im 19. Jahrhundert entwickelte sich ein auf breiter gesellschaftlicher Basis stehender und sportlich orientierter Alpinismus, der mit steigendem Fremdenverkehr einherging. Gleichzeitig mit dem sportlichen Anspruch und der Suche nach Abenteuern entstand auch eine ästhetische Freude an einsamen Berglandschaften und die Erholung im Gebirge wurde zu einem weiteren Motiv, um die Berge aufzusuchen. Zum Massensport avancierte der Alpinismus ab der späteren zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und in diese Zeit fällt auch die Gründung vieler heute noch bestehender alpiner Vereine. Für Bergsteiger charakterisierte der Alpinismus das Erfahren des alpinen Naturempfindens einerseits, andererseits das Aufsuchen und Überwinden von Gefahren im Gebirge.
Aus der zivilgesellschaftlichen Basis sickerte der Alpinismus auch in den militärischen Kontext ein, und man hat ihn auch bald als eine Art Vorschule des Krieges angesehen. Die Bewältigung alpiner Herausforderungen ging dabei teilweise mit einem Denken einher, dass ein „Kampf“ gegen und ein (sportlicher) Wettstreit mit dem Gebirge zu führen sei.
Alpin-affine Einzelpersonen der k. (u.) k. Armee erarbeiteten erste Grundlagen und das k. (u.) k. Militärgeographische Institut begann ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die Gebirge Mitteleuropas zu kartografieren. Österreich-Ungarn war neben anderen, wie dem Deutschen Reich, Frankreich, der Schweiz und Italien, eines jener europäischen Länder, das bereits vor Beginn des Ersten Weltkrieges organisatorische, normative, materielle und personelle Vorbereitungen für einen Kampf im Gebirge getroffen hatte. Und das obwohl viele Militärs das Gebirge höchstens als bloßen Nebenkriegsschauplatz erachteten.
Im Ersten Weltkrieg sollte sich jedoch bewahrheiten, was Einzelne – nicht selten subalterne Offiziere gegen erheblichen Widerstand ihrer Vorgesetzten und höherer Kommanden – vorhergesagt hatten: Erstmals in einem Krieg lagen Tausende Kilometer Frontlinie im Gebirge und es fanden in diesem Gelände zu allen Jahreszeiten, in allen Höhenlagen und unter jeglichen Wetterbedingungen Kampfhandlungen statt.
Weiterführende Quellen und Literatur
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Christina Geyer, Vom Ursprung des Bergsteigens, https://www.bergwelten.com/a/vom-ursprung-des-bergsteigens, 30.4.2021
Historisches Alpenarchiv der Alpenvereine, https://www.historisches-alpenarchiv.org, 30.4.2021
Hermann Hinterstoisser, M. Christian Ortner, Erwin A. Schmidl (Hgg.), Die k. k. Landwehr-Gebirgstruppen, Geschichte, Uniformierung und Ausrüstung der österreichischen Gebirgstruppen von 1906 bis 1918, Wien 2006
Hermann Hinterstoisser, Soldaten im Hochgebirge, Anfänge des militärischen Alpinismus, https://www.bundesheer.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=464, 30.4.2021
Martin Krauß, Der Träger war immer schon vorher da. Die Geschichte des Wanderns und Bergsteigens in den Alpen, München 2013
Kurt Pflügl, Die Geschichte des Heeresbergführers, https://www.heeresbergfuehrer.at/ 4Chronik/Text&Fotos/Geschichte_des_HBF.pdf, 30.4.2021
Walter Schaumann, Alpinismus und Armee, in: ÖMZ 4 (1967), S. 323 – 329
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