HGM Wissensblog

Objekt des Monats August 2021

Panzermodelle aus der Sammlung des Gen. iR Commenda

Durch eine Schenkung des ehemaligen Generalstabschefs des Österreichischen Bundesheeres General in Ruhe Othmar COMMENDA gelangte das Heeresgeschichtliche Museum in den Besitz einer umfangreichen Sammlung von Panzermodellen, darunter mehrere Varianten des Kampfpanzers T-72.

Modell eines KPz T-72B mit Reaktivpanzerung der Sowjetischen Roten Armee, Maßstab 1:35, INr.: 2020/39/622, Schenkung Gen. iR COMMENDA

Der Kampfpanzer T-72 ist die ab 1972 gebaute, vereinfachte Version des sowjetischen Kampfpanzers T-64. Der T-64 war als technologisch sehr fortschrittlich gedachtes Konzept mit einer Besatzung von nur 3 Soldaten und einer 125mm Glattrohrkanone mit hochentwickelter elektronischen Feuerleitanlage ab 1962 entwickelt worden und wurde ab 1964 in kleinen Stückzahlen gebaut. Die Reduzierung auf eine Besatzung von 3 Soldaten ermöglichte eine sehr niedrige Silhouette bei gleichzeitig erheblicher Verstärkung des Panzerschutzes im Frontbereich. Durch die Nutzung einer Panzerkanone im Kaliber 125mm mit einem Ladeautomaten unter dem Turm, gemeinsam mit einem elektronischen Feuerleitrechner, Laserentfernungsmesser und einer Stabilisierungsanlage war der T-64 ab der Variante T-64A fast allen westlichen Kampfpanzern überlegen. Aufgrund der hohen Produktionskosten, verursacht durch den Einsatz modernster Technologie, konnte die Serienfertigung nicht in dem durch die Sowjetische Führung angestrebten Umfang erfolgen. Um im Falle einer Konfrontation mit den Streitkräften der NATO Staaten einen modernen Kampfpanzertyp in großer Anzahl zur Verfügung zu haben, entschloss man sich eine vereinfachte Version des T-64A zu konstruieren.

Modell eines KPz T-72B der Sowjetischen Roten Armee, Maßstab 1:35, INr.: 2020/39/624, Schenkung Gen. iR COMMENDA

Die vereinfachte Version konnte zu Beginn des Jahres 1967 abgeschlossen werden, dabei entfielen hauptsächlich die aufwändigen Komponenten der Feuerleittechnik und die Laufwerksanordnung wurde vereinfacht. Das Prinzip der Besatzung mit 3 Soldaten sowie die Panzerkanone mit dem Ladeautomaten wurde beibehalten. Der so entstandene Standardpanzer erhielt, nach seinem Einführungsjahr durch die Sowjetischen Streitkräfte, die Bezeichnung T-72.

Der Kampfpanzer T-72 stellte sich als günstig zu fertigender und effektiver Kampfpanzer, mit einem hohen Potential für kommende Nachrüstungen heraus.

Ab 1976 wurden die Kampfpanzer T-72 mit einem Laser-Entfernungsmesser ausgesattet und die Panzerung an der Turmfront verstärkt. Diese Verstärkung wurde durch, mit Quartzsand gefüllte Hohlräume im gegossenen Turmgehäuse erzielt. Diese Variante wurde als T-72A in der Sowjetunion bekannt und eine Exportversion mit der Bezeichnung T72M1 wurde für die Ausrüstung der Streitkräfte der Mitgliedsstaaten des Warschauer Vertrages (WAPA) vorgesehen. In den folgenden Jahren wurde die Varianten des T-72 unter anderem in der Volksrepublik Polen und der Tschechoslowakei in Lizenz gefertigt. Aus der Fertigung in der Tschechoslowakei erhielt die Nationale Volksarmee der DDR über 500 Kampfpanzer der Ausführung T-T2M1. Ab 1980 erfolgten auch Lizenzfertigungen außerhalb der WAPA Staaten, so wurden in Indien ca. 2000 Kampfpanzer für die Streitkräfte gefertigt.

Modell eines KPz T-72M1 der Nationalen Volksarmee der DDR, Maßstab 1:35, INr.: 2020/39/625, Schenkung Gen. iR COMMENDA

Durch die weitere Verstärkung der Frontpanzerung, sowie der Anbringung von Reaktiven Panzerungselementen entstanden ab 1985 die Varianten T72B für die Sovjetarmee in der Sowjetunion. Zusätzlich wurde beim T-72B die Möglichkeit zum Verschuß der Lenkwaffe „SWIR“, mit einer Reichweite von 4000m, aus der Panzerkanone  geschaffen.

Heute befinden sich über 20 000 Kampfpanzer T-72 aller Varianten in den Beständen von 38 Streitkräften weltweit. Damit ist der T-72 derzeit der meistverwendete Kampfpanzer der Welt.

Franz Brödl

Ing. Franz Brödl
Nach 22 Jahren in den verschiedensten Verwendungen als Offizier in der österreichischen Panzertruppe, bin ich seit 2015 im Heeresgeschichtlichen Museum tätig. Mein Fachgebiet ist die Betreuung der technischen Sammlung.
Aufgrund meiner beruflichen Erfahrung mit Fahrzeugen und Panzern im speziellen, liegt mein Forschungsschwerpunkt bei der Entwicklung der gepanzerten Kampftruppen in den vergangenen 100 Jahren. Diese besondere Beziehung zur gepanzerten Truppe konnte ich vor allem bei der Gestaltung der Panzerhalle im Museum einbringen.

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