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100 Jahre Burgenland bei Österreich

Erinnerungsmedaille für Verdienste um den Anschluss Burgenlands an Österreich

Mit Beschluss des Burgenländischen Landtags wurde mit Landesgesetz vom 30. Mai 19611 und der Verordnung der burgenländischen Landesregierung vom 6. Oktober 1961,2 das mehrklassige Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Burgenland geschaffen.3 Der Zweck dieser Landesauszeichnung war es, Personen sichtbar auszuzeichnen, die sich durch ihr Wirken besondere Verdienste um das Land Burgenland erworben haben.

Gemeinsam mit diesem Ehrenzeichen wurde auch die „Erinnerungsmedaille für Verdienste um den Anschluss Burgenlands an Österreich“ geschaffen. Diese Erinnerungsmedaille wurde aber nur bis zum 31. Dezember 1967 verliehen.4

Der Wunsch nach einer Auszeichnung zur Belohnung für geleistete Verdienste jeder Art, die den Anschluss an Österreich gefördert haben, war schon sehr alt. Im diesbezüglichen Akt5 zur Verleihung dieser Medaille finden sich im einleitenden Sachverhalt folgende Zeilen6:

„Diese Medaille, auf die so viele gewartet und deren Mangel als Undank empfunden haben, soll nun an alle Personen verliehen werden, die in irgendeiner Form, sei es als Angehörige des Heeres oder der Exekutive, sei es an publizistisch oder in irgendeiner anderen Weise am Anschluss Burgenlands an Österreich beteiligt waren. Die in der beigeschlossenen Liste Angeführten wurden von den verschiedenen Vereinen bzw. von den Gendarmerie- und Zollwachedienststellen als Teilnehmer am Anschluss Burgenlands an Österreich namhaft gemacht. Dieser Umstand gibt eine gewisse Gewähr dafür, dass diese Personen tatsächlich am Anschluss teilgenommen haben. Eine genaue Überprüfung der Teilnahme des Einzelnen ist heute, nach 40 Jahren allerdings nicht mehr möglich.“

Im Folgenden sind exakt 730 Personen mit ihrer Wohnadresse genannt, verteilt im ganzen Bundesgebiet der Republik Österreich, denen mit 6. Oktober 1961 diese Medaille verliehen wurde. Die erste feierliche Überreichung des Ehrenzeichens für Verdienste um das Burgenland und auch der Erinnerungsmedaille fand im Rahmen eines Festaktes im Oktober in Eisenstadt statt. Das hohe Lebensalter der Beliehenen und die oft weite Distanz zum Wohnort irgendwo im Bundesgebiet der Republik Österreich legen nahe, dass der Großteil der Medaillen mit der Post verschickt wurde. Bei insgesamt 23 Namen in dieser Liste findet sich ein handschriftlicher Vermerk „Sendung zurück“: 17 Mal „unbekannt“, 3 Mal „verstorben“, und sogar 3 Mal „Annahme verweigert“. Ob diese Medaillen an die Erben ausgehändigt wurden und auch ob eine neuerliche Zusendung bei einer unklaren Adresse erfolgte, ist dem Akt leider nicht zu entnehmen.

Es sind die unterschiedlichsten Berufsgruppen vertreten, hauptsächlich aber ehemalige oder aktive Beamte der Bundesgendarmerie, der Zollwache und Angehörige des Bundesheeres. Einige wenige dieser Personen standen sogar noch im aktiven Berufsleben.

Nach diesem ersten Verleihungstermin folgten noch weitere:

189 mit 28. November 1961; 205 mit 31. Jänner 1962; 150 am 27. Februar 1962; 101 am 24. April 1963;7 weitere ungefähr 50-70 Verleihungen erfolgten noch bis Ende Dezember 1967.8 Insgesamt scheinen nach diesen Angaben maximal rund 1.400 Medaillen verliehen worden zu sein. Die Medaillen wurden immer in einem einfachen Kartonetui gemeinsam mit einer Urkunde überreicht.

Das Verlautbarungsblatt (VBl.) des Bundesheeres9 nennt in den Jahrgängen 1961 bis 1965 insgesamt 11 noch im aktiven Personalstand befindliche Angehörige des BMLV, die mit der „Erinnerungsmedaille für Verdienste um den Anschluss Burgenlands an Österreich“ ausgezeichnet wurden:

VBl. 19. Folge, 12. Dezember 1961, 227. Stück (Seite 413):

Mit Beschluss der Burgenländischen Landesregierung vom 6. Oktober 1961:

Edwin Liwa10, Wirklicher Amtsrat der Abteilung für Disziplinar- und Beschwerdewesen;

Josef Ruckser, Wirklicher Amtsrat Präsidium;

Ing. Alfred Nabielek, Major 1. Klasse des Wirtschaftsdienstes, der Gruppenverpflegsanstalt I;

Ferdinand Kastner, Vertragsbediensteter der Heeresverwaltung, Musik-Offiziersstellvertreter der Reserve des Gardebataillons;

 

VBl. 20. Folge vom 30. Dezember 1961, 249. Stück (Seite 465):

Mit Beschluss der Burgenländischen Landesregierung vom 6. Oktober 1961:

Markus Živković, Oberst, Leiter des Ergänzungskommandos Steiermark;

Rudolf Fischer, Vertragsbediensteter der Heeresverwaltung, Stabswachtmeister der Reserve, des Heeresfachambulatoriums;

 

VBl. 1. Folge, 30. Jänner 1962, 4. Stück (Seite 2):

Mit Beschluss der Burgenländischen Landesregierung vom 6. Oktober 1961:

Rupert Riepl, Wirklicher Amtsrat, Ergänzungskommando Niederösterreich;

 

VBl. 11. Folge, 10. Oktober 1962, 117. Stück (Seite 211):

Mit Beschluss der Burgenländischen Landesregierung vom 27. Juni 1962:

Josef Kubovcsak, Wirklicher Amtsrat der VII. Dienstklasse, Regierungsrat, Leiter der Abteilung Vordienstzeiten, Pension und Versorgung;

 

VBl. 12. Folge, 19. November 1962, 158. Stück (Seite 244):

Mit Beschluss der Burgenländischen Landesregierung vom 23. Oktober 1962:

Ludwig Straub, Wirklicher Amtsrat, Leiter des Ausbildungsheimes Iselsberg;

 

VBl. 1. Folge, 22. Feber 1964, 6. Stück (Seite 7):

Mit Beschluss der Burgenländischen Landesregierung vom 27. Juni 1962:

Hubert Wurm, Wirklicher Amtsrat der VII. Dienstklasse, Kommando der Heeresfeldzeugtruppen;

 

VBl. 11. Folge, 15. Juli 1965, 84. Stück (Seite 176):

Mit Beschluss der Burgenländischen Landesregierung vom 17. Feber 1965:

Rudolf Lingen, Fachinspektor, Gruppe Intendanzwesen;

 

Anlässlich der 10-Jahres-Feier 1931 in Kirchschlag wurde dem damaligen Hauptmann Alexander Dini das Silberne Verdienstzeichen der Republik Österreich verliehen.

Er war der einzige Offizier des Bundesheeres, der für seine Verdienste im Zuge der Landnahme mit einer sichtbaren Auszeichnung geehrt wurde.

Mittlerweile war er als Generalmajor der Deutschen Wehrmacht im Ruhestand. Auch ihm wurde mit Entschließung der Burgenländischen Landesregierung vom 6. Oktober 1961 die Erinnerungsmedaille zuerkannt.

Einen sehr genauen Aufschluss zur Produktion der Landesehrenzeichen und auch der Erinnerungsmedaille gibt der Akt zum Einkauf.11 Die Medaille und auch alle anderen Stufen des Ehrenzeichens wurden von der Firma Rudolf Souval KG in Wien VII., Siebensterngasse 23, gefertigt.

Der Entwurf zum Ehrenzeichen und auch zur Medaille scheint ebenfalls von dieser Firma gemacht worden zu sein.

Die ursprüngliche geplante Bestellung von 600 Erinnerungsmedaillen wurde zuerst auf 800 und schließlich auf 1000 Stück erhöht. In einem späteren Aktenvermerk findet sich aber die Bemerkung, dass zumindest noch 200 weitere Medaillen erforderlich sein werden.

Dem Akt sind auch die Kosten für die Medaille zu entnehmen: Einmalige Werkzeugkostenbeitrag für die Medaille 14.720 Schilling; Erinnerungsmedaille 24,40 Schilling; Kartonschachtel 8 Schilling.

Die Lieferung von 1000 Stück ist aus diesem Akt gesichert. Über eine spätere Lieferung gibt dieser Akt keine Auskunft mehr.

Beschreibung der Medaille

Medaille Bronze vergoldet, Durchmesser 40 mm.

Avers: Landeswappen von Burgenland, unter dem Wappen die Jahreszahlen „1921 – 1961“, seitlich jeweils ein stilisierter Lorbeerzweig.
Revers: Im Zentrum die Jahreszahl „1921“, Umschrift „BURGENLAND – ANSCHLUSS“, am oberen Rand fünf stilisierte Lorbeerblätter.

Band: Breite 45 mm, vierfach in den Landesfarben rot-gelb gestreift.

Etui: Die Medaille wurde in einer einfachen Kartonschachtel ohne einen Einsatz ausgegeben. Der Deckel dieser Schachtel ist außen rot-gold quergestreift, die Außenmasse sind 70 x 110 x 17 mm.

Urkunde: Die Urkunde ist weiß, mit schwarzem Aufdruck, einem Blindprägesiegel und im Format DINA4.

 


 

1 Landesgesetzblatt für das Burgenland, LGBl. Nr. 19 vom 30. Mai 1961, Jhg. 1961, 13. Stück.

2 Landesgesetzblatt für das Burgenland, LGBl. Nr. 20 vom 6. Oktober 1961, Jhg. 1961, 14. Stück.

3 Christian Frech. Die Ehrenzeichen des Landes Burgenland. In: Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Ordenskunde. Nr. 82, Mai 2011. Seite 1-9.

4 Landesgesetzblatt für das Burgenland, LGBl. Nr. 20 vom 19. Juli 1967, Jhg. 1967, 8. Stück.

5 Bei der Hilfe zur Beschaffung der Akten möchte ich an dieser Stelle Herrn Dr. Florian Bayer meinen Dank aussprechen.

6 Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv. Aktenbestand Landesamtsdirektion, GZl. LAD/I-1658/10 von 1961. Erinnerungsmedaille für Verdienste um den Anschluss Burgenlands an Österreich; Verleihung.

7 Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv. Aktenbestand Landesamtsdirektion, GZl. LAD/I-2391/16 von 1961; LAD/I-291/21 von 1962; LAD/I-291/24 von 1962; LAD/I-151/28 von 1963.

8 Hartmut Rochowanski. Die Ehrenzeichen des Landes Burgenland und der Diözese Eisenstadt. In: Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Ordenskunde. Nr. 6, Mai 1992. Seite 26. Jörg Steiner. Der Anschluss des Burgenlandes 1921 und seine Auszeichnungen. In: Orden-Militaria-Magazin Nr. 45, 1991. Bund Deutscher Ordenssammler e.V. Förderkreis Deutsches Ordensmuseum e.V. (Hrsg.). Seite 13.

9 Verlautbarungsblatt des Bundesministeriums für Landesverteidigung. Wien, Jhg. 1961 bis 1967. Nach Durchsicht finden sich Einträge nur in den angeführten vier Jahrgängen.

10 Hauptmann Edwin Liwa hat am 12. März 1938 als Kommandant eines Sperrkommandos am Fernpaß in Tirol deutsche Truppen am Einmarsch in Österreich gehindert. Erst auf Befehl seines vorgesetzten Kommandos hat er seine Stellung geräumt. Er wurde in die Wehrmacht übernommen und erreichte dort den Rang Oberst, weshalb er nicht als Offizier in das neue Bundesheer übernommen werden konnte. Vgl.: https://www.bundesheer.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=741 [04.05.2021]; sowie: Erwin A. Schmidl, Gott schütze Österreich das Bundesheer durfte es nicht!, in: ÖMZ 4/2008, S 431.

11 Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv. Aktenbestand Landesamtsdirektion, GZl. LAD/I-1861/2 von 1961. Ehrenzeichen des Landes Burgenland, Bestellung der Insignie.

Peter Steiner

OR ObstdhmfD Prof Mag. Peter Steiner
Historiker und Milizoffizier, zuständig für Orden, Ehrenzeichen, Abzeichen, Medaillen, Uniformen und Insignien. Studium der Geschichte, Numismatik und Museumskunde; Ausbildung zum wissenschaftlichen Bibliothekar und Offizier im Bundesheer.
Nach dienstlichen Verwendungen im Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum (Narrenturm) und der Österreichischen Nationalbibliothek, bin ich seit Jänner 2016 im Heeresgeschichtlichen Museum tätig. Neben der k.u.k. Armee von 1848-1918, gilt mein persönliches Interesse vor allem der Geschichte des österreichischen Bundesheeres der Ersten und der Zweiten Republik; zahlreiche Publikationen zur Phaleristik (der wissenschaftlichen Ordenskunde) und Militärgeschichte.

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