Abstract
Ausgehend von der Annahme, dass gemeinsames Handeln auf lange Sicht Identität stiftet, wird anhand des Duell- und Beförderungswesen innerhalb des frühneuzeitlichen Offizierskorps des Regiments Hoch- und Deutschmeister eine spezifische Offizierskultur dingfest gemacht und analysiert. Hierfür wird Pierre Bourdieus Habitus-Konzept als heuristisches Instrumentarium herangezogen, da sich gemäß Bourdieu soziale Akteure in erster Linie mittels sozialer Praxis als Ausdruck des Habitus von anderen sozialen Gruppen abgrenzen und zugleich damit ihre Zugehörigkeit ausdrücken. Dieses gruppenspezifische und einheitliche Handeln kann Identität und Zusammenhalt bzw. in diesem Fall einen Korpsgeist stiften. Aufgrund der Tatsache, dass Bourdieus Ansatz sich auch mit der Reproduktion sozialer Ungleichheiten, sowie mit der Position innerhalb eines sozialen Raumes auseinandersetzte, kann neben dem Zusammenhalt auch die Konkurrenz innerhalb des Offizierskorps eine Rolle spielen. Paradoxerweise einten diese Konflikte die Offiziersgemeinschaft mehr, als sie tatsächlich trennten, da man von einem einheitlichen Ehrenkodex, einem point d´honneur geleitet war. Der Offiziershabitus pendelte somit zwischen Zusammenhalt und Konkurrenz und befand sich im Spannungsfeld zwischen adeligem sowie bürgerlichem Habitus. Es war vor allem dieser vielschichtige Offiziershabitus, welcher das heterogene habsburgische Offizierskorps, welchem man stets den esprit de corps absprach, miteinander verband. Unabhängig von Stand und Herkunft unterwarf man sich den „Spielregeln“ des militärischen Feldes, die auf Männlichkeit, Ehre und Tapferkeit basierten.
Zitation: Markus Fochler, Zwischen Korpsgeist und Konkurrenz. Das Duell- und Beförderungswesen innerhalb des habsburgischen Offizierskorps des 18. Jahrhunderts, in: HGM-Wissens-Blog, 11.02.2022, https://blog.hgm.at/2022/02/11/zwischen-korpsgeist-und-konkurrenz/
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