HGM Wissensblog

Objekt des Monats Jänner 2023

Preismedaillen des k.u.k. Militärgeographischen Instituts

Das k.u.k. (bis 1889 galt die Bezeichnung k.k.) Militärgeographische Institut wurde 1839 in Wien gegründet. Es vereinte das bereits 1818 in Mailand als „l`Imperiale Regio Istituto Geografico Militare a Milano“ errichtete und das 1806 in Wien gegründete topographische Büro des Generalquartiermeisterstabes zu einer einzigen Institution.

Im Jahre 1914 gliederte sich das k.u.k. Militärgeographische Institut nach dem Institutskommando in fünf Gruppen: Geodätische Gruppe; Mappierungsgruppe; Kartographische Gruppe; technische Gruppe; Administrative Gruppe. Der Kommandant war ein Offizier der Rangklasse III – ein General. Daraus lässt sich auch die Bedeutung der Institution erkennen.[1] Für die Mannschaften und Beamten war sogar eine eigene Uniform vorgeschrieben.[2]

Die Triangulierung und Landesaufnahme war eine sehr bedeutende Aufgabe, die neben der militärischen insbesondere auch eine zivile verwaltungstechnische Aufgabe erfüllte. Eine exakte Aufnahme der Topographie sowie die Produktion von geeigneten Landkarten war eine hochqualifizierte Anforderung.

Die Tätigkeit des Instituts erreichte eine derart hohe Qualität, dass es beispielsweise bei den Weltausstellungen in London 1851 und 1862 sowie in Paris 1867 und Kalkutta 1884 ausgezeichnet wurde. Der Ruf des Instituts war international hochstehend. Neben seinen Kompetenzen in der Landesvermessung war es auch führend in Angelegenheiten des Landkartendruckes. Die technischen Entwicklungen in den Bereichen von Lithographie, Kupferstich, Steindruck, Heliogravüre und Photographie wurden laufend verfolgt und aufgegriffen.[3]

Diese Fortschritte in der Drucktechnik und deren Nutzung sicherten den Kartenwerken eine weite Verbreitung. Die für die Öffentlichkeit freigegeben Landkarten, wurden durch Buchhandlungen und die Kunsthandlung Artaria in Wien vertrieben. [4]

Die von einer Fachjury prämiierten Teilnehmer einer Ausstellung erhielten immer ein Diplom oder eine Preismedaille feierlich überreicht. Diese begehrten Zeichen der Anerkennung wurden von den Gewinnern stets hochgeehrt und würdig aufbewahrt. Auch das Militärgeographische Institut hat seine erhaltenen Preismedaillen in der damals üblichen Art präsentiert. Auf Samt geklebt und in einen goldenen Bilderrahmen montiert, wurden diese Zeichen des ausgesprochenen Dankes gerne allen Mitarbeitern und Gästen gezeigt.

Wir wissen nicht, wie viele Preismedaillen das Institut erhalten hat. Auch ist uns nicht bekannt, an welchem Ort des Instituts die gerahmten Medaillen präsentiert wurden. Die Räumlichkeiten des Kommandanten kommen dazu ebenso in Frage, wie auch die Räume der Institutsbibliothek.

Im Jahre 2022 wurden vier Bilderrahmen mit Preismedaillen von der heutigen Amtsbibliothek des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen – dem Nachfolger des k.u.k. Militärgeographischen Instituts – dem HGM als Schenkung übergeben. Diese Medaillen internationaler Ausstellungen sind vor allem ein Zeugnis der weltweiten Aktivität, Bekanntheit und Achtung des Militärgeographische Instituts in Wien.

Beispielhaft ist einer dieser Rahmen im Folgenden beschrieben:

Hochovaler goldfarbener Bilderrahmen aus Holz, Maße 42 x 49,50 cm, Höhe 4 cm, verglast. Darinnen auf einer blauen Samtunterlage 8 Medaillen und dazugehörend 8 goldfarbene Tafeln mit Jahreszahlen aufgeklebt:

  1. Medaille Bronze, Durchmesser 88 mm: Zwei Büsten und Umschrift „Victoria D.G. Brit: Reg: F:D: * Albertus Princeps Conjux“. Medailleur: „W. Wyon R:A: Royal Mint“. Goldfarbene Tafel mit schwarzer Schrift „1851“.
  2. Medaille Bronze, Durchmesser 75 mm: Sitzende Göttin, der von Menschen Früchte und handwerkliche Produkte überreicht werden. Medailleur: “ D. Magliese R.A. Des. Leonard C. Wyon Fec.“ Goldfarbene Tafel mit schwarzer Schrift „1862“.
  3. Medaille silberfarben, Durchmesser 50 mm: Büste und Umschrift „Calcutta International Exhibition. 1883-84“. Goldfarbene Tafel mit schwarzer Schrift „1883-84“.
  4. Medaille Bronze, Durchmesser 67 mm: 2 geflügelte Knaben halten eine Tafel mit Widmung „Institut Geographique Militaire Autriche“, darunter der napoleonische Adler. Umschrift „Exposition Universelle De MDCCCLXVII A Paris. Hors Concours. IMedailleur: „H. Ponscarme F.“(Avers: Büste und Umschrift „Napoleon III Empereur“. Medailleur: „H. Ponscarme F.“). Goldfarbene Tafel mit schwarzer Schrift „1867“.
  5. Medaille goldfarben, Durchmesser 61 mm: Büste und Umschrift „Ehrenpreis gestiftet von Friederich Ritter von Voigtländer. 1868“. Medailleur: „C. Radnitzky“. Goldfarbene Tafel mit schwarzer Schrift „1880“.
  6. Medaille Bronze, Durchmesser 60 mm: Gespanntes Segel, davor ein Globus, umgeben von Büchern, maritimen Objekten, Wappen, Schiffen, Festungsanlagen. Am Segel die Aufschrift: „Geographi Prima Vice Undique Scientiae & Commercii Studio Congregati Antwerpiae XIV – XXII Augusti MDCCCLXXI“. Goldfarbene Tafel mit schwarzer Schrift „1871“.
  7. Medaille goldfarben, Durchmesser 53 mm: Stehende Frau mit Spiegel, beidseitig eine sitzende Frau. Medailleur: „K. Schwenzer“. Goldfarbene Tafel mit schwarzer Schrift „1881“.
  8. Medaille goldfarben, Durchmesser 50 mm: Bekröntes Wappen. Umschrift „Chambre Syndicale Provinciale Des Arts Industriels. Gand“. Medailleur: „Lemaire“. Goldfarbene Tafel mit schwarzer Schrift „1880“.
(HGM/MHI): 2022_21_1056

[1] Schematismus für das k.u.k. Heer und für die k.u.k. Kriegsmarine für 1914. Wien, 1914. Seite 1102 f.

[2] Das k.u.k. Heer 1895. Eine Bildserie von Oskar Brüch, kommentiert von Günter Dirrheimer. Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien (Militärwissenschaftliches Institut) Band 10. Graz, 1997. Seite 72 f.

[3] Vinzenz Haardt von Hartenthurn. Die Tätigkeit des k. u. k. militärgeographischen Institutes in den letzten 25 Jahren (1881 bis Ende 1905). Selbstverlag, Wien, 1907.

[4] Das k.u.k. Militärgeographische Institut in Wien im Jahre 1914. Selbstverlag, Wien, 1914.

Peter Steiner

OR ObstdhmfD Prof Mag. Peter Steiner
Historiker und Milizoffizier, zuständig für Orden, Ehrenzeichen, Abzeichen, Medaillen, Uniformen und Insignien. Studium der Geschichte, Numismatik und Museumskunde; Ausbildung zum wissenschaftlichen Bibliothekar und Offizier im Bundesheer.
Nach dienstlichen Verwendungen im Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum (Narrenturm) und der Österreichischen Nationalbibliothek, bin ich seit Jänner 2016 im Heeresgeschichtlichen Museum tätig. Neben der k.u.k. Armee von 1848-1918, gilt mein persönliches Interesse vor allem der Geschichte des österreichischen Bundesheeres der Ersten und der Zweiten Republik; zahlreiche Publikationen zur Phaleristik (der wissenschaftlichen Ordenskunde) und Militärgeschichte.

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