HGM Wissensblog

Objekt des Monats März 2023

6 Kreuzer Silbermünze 1680

Diese 6 Kreuzer Münze wurde im Jahre 1680 in Wien geprägt, ist aus Silber und hat einen Durchmesser von etwa 26 mm.

Es handelt sich um eine klassische Umlaufmünze die am Avers das Brustbild von Kaiser Leopold I. mit seinem berühmten Aussehen zeigt: vorstehendes Kinn, Schnurrbart und Spitzbart sowie die charakteristische dicke Unterlippe.

Das Avers zeigt in einem Perlenkreis das Portrait von Kaiser Leopold I. von Habsburg, am Kopf ein Lorbeerkranz, Blickrichtung nach rechts. Die Abkürzung der Umschrift „LEOPOLDVS D.G R.I.S.A.G.H.B. REX“ bedeutet: „Leopoldus Dei Gratia Romanorum Imperator Semper Augustus Germaniae Hungariae Bohemiaeque Rex“. Unterhalb der Büste findet als Wertangabe die römische Zahl „VI“.

Das Revers zeigt einen gekrönten Doppeladler, der auf der Brust einen ovalen Wappenschild des Hauses Habsburg zeigt, umgeben von der Collane des Ordens vom Goldenen Vlies. In seinen Adlerklauen hält der Adler ein Zepter und ein Schwert. Die Umschrift „ARCHID. AVS DVX. B. CO. TVR“ bedeutet „Archidux Austriae Dux Burgundiae Comes Tirolensis“. Oben teilt die Krone das Ausgabejahr „1680“, unten finden sich in einem oval die Buchstaben „MM“ als Zeichen des Münzmeisters Matthias Waffenberg.

Die damalige Wiener Münzstätte war ein staatliches Amt und nicht nur für Ausprägung, sondern vor allem für den Materialwert verantwortlich. Der Vorstand wurde als Münzmeister und Münzwardein bezeichnet. Für die Zeit von 1679 bis 1708 ist Matthias Mittermayer von Waffenberg überliefert.

Leopold I. (1640 – 1705) aus dem Hause Habsburg war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Machtpolitisch stand seine Regierungszeit im Westen ganz im Zeichen der Abwehr der französischen Expansion unter Ludwig XIV.

Im Südosten wurden die habsburgischen Territorien zunächst noch durch die osmanische Expansion, mit dem Höhepunkt der Zweiten Belagerung der Stadt Wien im Jahre 1683, bedroht. Die kaiserlichen Feldherren waren letztlich militärisch erfolgreich und es kam zu einer Gegenoffensive, die zum Gewinn ganz Ungarns führte. Das ist auch die Epoche des berühmten Feldherrn, Diplomaten und Kunstmäzen Prinz Eugen von Savoyen[1]. Zahlreiche Gedenkmedaillen wurden zu seinen Ehren geprägt.[2]

Leopolds Regierungszeit gilt als Beginn der Großmachtstellung der Habsburgermonarchie. Innenpolitisch setzte Leopold I. in den habsburgischen Ländern auf einen absolutistischen Herrschaftsstil. In seine Zeit fällt auch ein letzter Höhepunkt der Gegenreformation. Im Reich dagegen trat er als Bewahrer des Ausgleichs der Konfessionen auf. Durch eine geschickte Politik gelang es ihm, das Kaisertum zum letzten Mal zu einer starken Bedeutung zu führen. Der Tod des letzten spanischen Königs aus dem Haus Habsburg Karl II. führte zum Spanischen Erbfolgekrieg, in dem Leopold die Erbfolge seiner Familie vertrat.

Die Münze wurde 2021 im Zuge eines Ausgrabungsprojektes zu einem vermutlichen Feldlager der französischen Armee aus dem Jahre 1805 durch das LBI ArchPro (Ludwig-Boltzmann-Institut Archäologische Prospektion und virtuelle Archäologie), der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), dem Amt für Rüstung und Wehrtechnik (ARWT), und dem Heeresgeschichtlichen Museum/Militärhistorischen Institut (HGM/MHI) am Schießplatz Felixdorf in Sollenau gefunden.

 

 

 

[1] Peter Broucek. Erich Hillbrand. Fritz Vesely. Prinz Eugen. Feldzüge und Heerwesen. Wien, 1986.

[2] Liselotte Popelka. Eugenius in Nummis. Kriegs- und Friedenstaten des Prinzen Eugen in der Medaille. Heeresgeschichtliches Museum (Hg.). Ausstellung vom 16. Oktober 1986 – 7. Jänner 1987. Wien, 1986.

Peter Steiner

OR ObstdhmfD Prof Mag. Peter Steiner
Historiker und Milizoffizier, zuständig für Orden, Ehrenzeichen, Abzeichen, Medaillen, Uniformen und Insignien. Studium der Geschichte, Numismatik und Museumskunde; Ausbildung zum wissenschaftlichen Bibliothekar und Offizier im Bundesheer.
Nach dienstlichen Verwendungen im Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum (Narrenturm) und der Österreichischen Nationalbibliothek, bin ich seit Jänner 2016 im Heeresgeschichtlichen Museum tätig. Neben der k.u.k. Armee von 1848-1918, gilt mein persönliches Interesse vor allem der Geschichte des österreichischen Bundesheeres der Ersten und der Zweiten Republik; zahlreiche Publikationen zur Phaleristik (der wissenschaftlichen Ordenskunde) und Militärgeschichte.

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