HGM Wissensblog

Objekt des Monats Mai 2023

Napoleon Bonaparte vor dem Schloss Schönbrunn, 1809

Balthasar Wigand (1771 – 1846)

Aquarell 17,5 x 32,3 cm; signiert/datiert: „Wigand 1809; rückseitig beschriftet: „Napoleon I. vor Schloß Schönbrunn in den Jahren 1809-13 v. B. Wigand in Wien“; Ankauf aus Auktion.

Napoleon Bonaparte (1769 – 1821) war im Verlauf seiner Feldzüge zweimal in Wien, 1805 und 1809. Dabei bewohnte er einige Zimmer im Schloss Schönbrunn, so auch vom 11. Mai 1809 an für mehrere Monate; insbesondere feierte er seinen 40. Geburtstag am 15. August in Wien. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat er seine Nächte in einem Zimmer verbracht, das, obwohl im 19. Jahrhundert mehrmals umgestaltet, noch heute den Namen „Napoleonzimmer“ trägt. Insgesamt blieb er bei seinem zweiten Aufenthalt rund fünf Monate in Wien und regierte von Schönbrunn aus.

Während der Monate seines Aufenthalts nahm Napoleon mehrere Paraden der französischen Truppen ab. Davon wurden zahlreiche schaulustige Wiener angelockt, wodurch die diese Paraden bald zu einer beliebten Attraktion wurden. Napoleon, der sonst kaum Auftritte in der Öffentlichkeit absolvierte, konnte so von den Wienern gesehen werden.

Eines dieser Ereignisse brachte der 1771 in Wien geborene Künstler Balthasar Wigand in Form eines Aquarells zu Papier. Als Sohn eines Kaffeesieders aus bescheidenen Verhältnissen stammend, studierte er an der Wiener Akademie, damals noch „k. k. vereinigte Academie der bildenden Künste“ genannt. In weiterer Folge widmete er sich vor allem der Arbeit an extrem subtil gemalten Aquarellen, am häufigsten Veduten darstellend, aber auch zeitgenössische Schlachten. Im Vordergrund dieser topographisch exakten Darstellungen pflegte er in der Regel zahlreiche Personen- und Pferdestaffagen zu malen, welche sich wiederum durch eine äußerst feine Charakterisierung auszeichnen. Besonders die Motive seiner Heimatstadt Wien hielt Wigand in seinen Bildern fest, die er meist mit Aquarellfarben auf Papier, aber auch auf Kassetten und sogar auf Lampenschirme malte. So kann man ihn letztendlich als einen der prägenden Künstler des Wiener Biedermeier nennen. Er verstarb 1846 in Felixdorf, Niederösterreich. Im Heeresgeschichtlichen Museum / Militärhistorischen Institut befinden sich mit diesem Aquarell, welches in einer Auktion ersteigert werden konnte, insgesamt zehn Arbeiten von der Hand des Balthasar Wigand.

Balthasar Wigand: Der Ausmarsch des Landsturms 1797. Gouache auf Paper, 23 x 30,5 cm (HGM/MHI) [1960_18_BI32831.jpg

Walter Albrecht

HR Dr. Walter Albrecht
Kunsthistoriker und Historiker sowie Sammlungsleiter Kunst im Heeresgeschichtlichen Museum/Militärhistorischen Institut. Gemeinsam mit meinen sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bin ich für die Verwaltung aller Objekte mit kunsthistorischem Bezug wie Gemälde, Druckgrafiken, Aquarelle und Handzeichnungen, Skulpturen und Plastiken sowie Miniaturen zuständig. Dies umfasst u. a. Ausstellungswesen, Leihverkehr, Akquisition, Konservierung, Restaurierung und Depotwesen. Meine Forschungsinteressen liegen in der Kunst- und Militärgeschichte der Frühen Neuzeit, besonders des Dreißigjährigen Krieges; sowie der Kunst des Ersten Weltkrieges mit dem Schwerpunkt Kriegsmaler im k.u.k. Kriegspressequartier.

2 comments

  • Sehr geehrter Herr Dr. Albrecht,

    Der Ausmarsch des Landsturms 1797 interessiert mich sehr. Kônnte ich mehr über den Kontext dieses Ereignisses erfahren?
    In welchem Monat hatte er stattgefunden, und wozu? Da ja im April der Vorfriede von Leoben beschlossen wurde und vorlâufig Ende der Kampfhandlungen war.
    Vielen Dank für Ihre Auskunft,
    Marlene Katzensteiner
    Belgien

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