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„Mission Accomplished“ Zum Kriegsende am 8. Mai 1945

Die Kapitulation NS-Deutschlands am 8. Mai 1945 jährt sich heuer zum 78. Mal und damit auch das Kriegsende des Zweiten Weltkrieges in Europa. Anlässlich dieses Jubiläums lohnt sich der Blick auf eine Karte im Bestand des Heeresgeschichtlichen Museums, die vermutlich von Angehörigen der 42. US-Infanteriedivision „Rainbow“ kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hergestellt worden ist.

Die 42. US-Infanteriedivision „Rainbow“ wurde im Jahr 1917 aus Kontingenten der Nationalgarde aufgestellt. Ihre Soldaten stammten aus mehr als 20 US-Bundesstaaten, sodass sich deren Herkunft, gleich einem Regenbogen, über das gesamte Land erstreckte. Der rot-gelb-blauer Regenbogen wurde so zum einprägsamen Symbol dieses Truppenverbandes, das man auch zur Kennzeichnung von Gebäuden und Geländepunkten verwendete. Im Rahmen der nach dem Krieg aufgestellten United States Forces in Austria (USFA) übernahm die Division von 1945 bis 1955 auch Besatzungsaufgaben in Österreich, was ebenfalls auf der Karte illustriert wird.

Die Karte zeigt den Weg und die Kampfschauplätze der Division, von der Landung bei Marseille im Dezember 1944 bis nach Österreich im Mai 1945, wobei der Marschweg durch ein Regenbogenband dargestellt ist.

Aufmerksamkeit erweckt die Karte vor allem durch ihr Comic ähnliches Design und die Details. Die Bandbreite der Darstellungen spannt sich von den Kampfschauplätzen, der von englischsprachigen Soldaten verwendeten pejorativen Bezeichnung „Kraut“ für deutsche Soldaten, bis hin zur letzten deutschen Offensive an der deutschen Westfront, dem sogenannten Unternehmen Nordwind.

Es sind jedoch auch Angaben zu NS-Verbrechensorten wie dem Vernichtungslager Dachau, die auf der Karte überliefert werden. Die Rainbow Division war jener Verband, der das Lager am 25. April 1945 erreichte und die Opfer befreite.

Fünf Tage später passierte die Division München und am 4. Mai 1945, kurz vor dem offiziellen Kriegsende, überschritten erste Teile nördlich von Salzburg die alte (vor 1938) und nunmehr wieder neue Grenze zu Österreich. Offiziell endete der Krieg in Europa vier Tage später und so findet sich auf der Karte folgerichtig der Vermerk Mission Accomplished.

Jener Hinweis aber, der sich im Zentrum der Karte findet, drückt wohl am treffendsten die Zeitenwende im Mai 1945 für Österreich und Deutschland aus. Die Kartographen verwiesen auf dieses einscheidende Ereignis mit den beinahe lapidaren Worten: Under New Management – USA.

Die Alliierten hatten Österreich von der NS-Herrschaft befreit und es entstand unter ihres „New Management“ zum zweiten Mal seit 1918 ein demokratisches, österreichisches Staatswesen. Seine Bewohnerinnen und Bewohner mussten seither nicht mehr die Schrecken des Krieges am eigenen Leib erfahren. Eine beispiellos lange Phase des Friedens für Österreich im Einzelnen, die in Europa und der Welt im Allgemeinen jedoch bedauerlicherweise nicht selbstverständlich ist.

Erik Gornik

OR Erik Gornik, MA, M.A.LIS
Historiker, Politikwissenschaftler und Bibliothekswissenschaftler. Ich bin Leiter der Museumsbibliothek und verantwortlich für Aufbau, Erschließung, Gestaltung, Vermittlung und langfristigen Erhalt des Bibliotheksbestandes.
Meine Forschungsinteressen enge ich nicht im Vorhinein ein, sondern gehe mit offener Neugier an (militär-)historische Fragestellungen heran. Dabei interessiert mich vor allem der Zeitraum der Neueren Geschichte bis hin zur Zeitgeschichte mit europäischem Schwerpunkt.

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