HGM Wissensblog
Uniformrock für Vizeleutnant ROA

Objekt des Monats März 2024

Uniformrock für Vizeleutnant ROA

Uniformrock für Vizeleutnant ROA
Uniformrock ROA mit Ordensspange und Zugehörigkeitsabzeichen der Flieger-Abwehr-Schule ©HGM/MHI

Das Bundesheer der zweiten Republik hatte seit seiner Aufstellung im Jahre 1956 einen enormen Bedarf an Reserveoffizieren. Deshalb konnten in den 1960er bis in die 1970er Jahre aktive Unteroffiziere nach Ablegen der zivilen Matura oder Beamtenaufstiegsprüfung („B-Matura“) sowie der vorgesehen militärischen Ausbildung zum ROA – Reserveoffiziersanwärter – ernannt werden. Diese Personengruppe diente aktiv als Unteroffizier und war nur bei Mobilmachung und Übungen als Offizier in der Ebene Zugs- und Kompaniekommandant vorgesehen.

Am scharlachroten Kragenspiegel, dieser zeigt die Waffenfarbe der Fliegerabwehr, ist das Dienstgradabzeichen „Vizeleutnant“ zu sehen. An beiden Unterarmen ist die silberne Ärmelborte mit einen schwarzen Mittelsteifen angebracht – die Kennzeichnung des ROA.[1]

Oberhalb der rechten Brusttasche ist das „Truppenabzeichen der Luftstreitkräfte“, eine silberne Schwinge mit dem Hoheitszeichen im Zentrum, aufgenäht. Dieses wurde bereits 1935 im Bundesheer eingeführt und 1957 vom neuen Bundesheer übernommen.[2] Am linken Oberarm ist das 1979 eingeführte und bis 2016 vorgesehene „Verbandsabzeichen Waffenschule“ aufgenäht.[3] An der rechten Brusttasche befindet sich das „Truppenkörperabzeichen FlA-Schule“ (Flieger-Abwehr-Schule).

Oberhalb der linken Brusttasche befindet sich eine Bandspange. Diese zeigt 5 Dekorationen: 1. Reihe: Silberne Medaille für Verdienste um die Republik Österreich; Wehrdienstzeichen 2. Klasse. 2. Reihe: Wehrdienstzeichen 3. Klasse; Wehrdienstmedaille in Bronze; Bronzene Medaille für Verdienste um das Österreichische Rote Kreuz am Bande für das Blutspendewesen.

Bei Auszeichnungen, deren nächst höhere Stufe die Verleihung einer niederen Stufe zwingend voraussetzt (Wehrdienstzeichen, Wehrdienstmedaillen, sowie die Verdienstmedaillen des österreichischen Roten Kreuzes für das Blutspendewesen und ähnliche), ist sowohl an der Ordensschnalle als auch an der Bandspange immer nur die höchste Stufe zu tragen. Das gleichzeitige Tragen mehrere Klassen des Wehrdienstzeichens war im Gegensatz zur heute gültigen Vorschrift bis in die Mitte der 1990er Jahre erlaubt.

Herr Matthias Ugrinovitsch wurde 1937 geboren und war 1956 der erste Grundwehrdiener, der als Wehrpflichtiger zu den neuen österreichischen Luftstreitkräften an die FlAS einrückte. Die Betonung auf „Ersten“ hat aber tatsächlich einen wahren Hintergrund. Der Einberufungsbefehl war für Montag, 15. Oktober ausgestellt. Herr Ugrinovitsch fand sich aber schon Tage davor am Freitag, 12. Oktober in der Kaserne in Zeltweg ein. [4]

In weiterer Folge verblieb er im aktiven Wehrdienst und wurde Berufsunteroffizier. Er absolvierte die Ausbildung zum Radardienst und wirkte viele Jahre bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1995 als Lehrunteroffizier an der FlA-Schule (Flieger-Abwehr-Schule) in Langenlebarn. Den ROA-Kurs absolvierte er in der Zeit vom 19. August bis 07. September 1968 an der FlAWTS (Flieger-Abwehr-Truppenschule).

Herr Vzlt i. R. ROA Matthias Ugrinovitsch hat seine nicht mehr benötigte Uniform dem HGM als Schenkung übergeben.

Peter Steiner

[1] Thomas Wagner. Amtstitel, Dienstgrad-, Rang- und Verwendungsabzeichen des Österreichischen Bundesheeres und seiner Vorläufer 1945-2020. Wien, 2021. Seite 154 f.

[2] Wagner. Seite 252 f.

[3] Wagner. Seite 242 f.

[4] Anton Gartler. Die Fliegerabwehrtruppe im Rahmen des Österreichischen Luftstreitkräfte, deren Mannschaften, Bewaffnung, Ausrüstung und Ausbildung. Historischer Rückblick in die Zeit der Aufbauphase unter besonderer Berücksichtigung der Fla-Batterie 1 Zeltweg. Dokumentationszeitraum 1955-1963. Graz, 2007. Seite 39 f.

 

Peter Steiner

OR ObstdhmfD Prof Mag. Peter Steiner
Historiker und Milizoffizier, zuständig für Orden, Ehrenzeichen, Abzeichen, Medaillen, Uniformen und Insignien. Studium der Geschichte, Numismatik und Museumskunde; Ausbildung zum wissenschaftlichen Bibliothekar und Offizier im Bundesheer.
Nach dienstlichen Verwendungen im Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum (Narrenturm) und der Österreichischen Nationalbibliothek, bin ich seit Jänner 2016 im Heeresgeschichtlichen Museum tätig. Neben der k.u.k. Armee von 1848-1918, gilt mein persönliches Interesse vor allem der Geschichte des österreichischen Bundesheeres der Ersten und der Zweiten Republik; zahlreiche Publikationen zur Phaleristik (der wissenschaftlichen Ordenskunde) und Militärgeschichte.

Add comment

Blog-Abo

Mit dem Blog-Abo werden Sie immer sofort informiert, wenn ein neuer Artikel in unserem Blog erscheint.