HGM Wissensblog

Objekt des Monats November 2023

Uniformrock für Militärsuperintendent

 

Das Bundesheer der zweiten Republik verfügt bereits seit seiner Aufstellung im Jahre 1956 über eine römisch-katholische und evangelische Militärseelsorge.[1]

Diese Militärgeistlichen tragen Uniform, haben Offiziersrang und bekleiden Dienstgrade vom Oberleutnant bis zum Generalmajor. Die Dienstgrade haben eine eigene Rangbezeichnung, die teilweise konfessionsabhängig ist:

Offiziere Militärseelsorger – Abkürzung
Oberleutnant Militärkaplan – MilKapl
Hauptmann Militärkurat – MilKur
Major Militäroberkurat – MilOKur
Oberstleutnant Militärsuperior (katholisch) – MilSup

Militäroberpfarrer (evangelisch) – MilOPfr

Oberst Militärdekan – MilDek
Brigadier Militärerzdekan (katholisch) – MilErzDek

Militärsenior (evangelisch) – MilSen

Generalmajor Militärgeneralvikar (katholisch) – MilGenVik

Militärsuperintendent (evangelisch) – MilSupIntdt

 

Der graue Rock ist für alle Soldaten des Bundesheeres gleich. Die goldene Achselspange an der linken Schulter kennzeichnet den Rang eines Offiziers.

Militärseelsorger tragen einen Kragenspiegel aus violettem Samt mit schwarzen Vorstoß und einem golden gestickten Kreuz. Ihre Distinktion – die österreichische Bezeichnung für Rangabzeichen – tragen sie als Ärmelstreifen an beiden Unterarmen.[1] Dieselben Ärmelstreifen werden auch von Musikoffizieren in den Rängen von Leutnant bis Oberst, aber in Kombination mit einem Kragenspiegel der eine gestickte Lyra zeigt, getragen.

Die breite goldene und die beiden schmalen Borten aus Gold kennzeichnen die dem Offizier entsprechende Rangstufe eines Generalmajors. Im vorliegenden Fall eines Militärseelsorgers ist es entweder ein „Militärgeneralvikar (katholisch)“ oder ein „Militärsuperintendent (evangelisch)“. Da eine Kennzeichnung der Konfession an der Uniform nicht gegeben ist, kann diese und auch die damit verbundene Rangbezeichnung optisch nicht erkannt werden. Dafür muss man den Träger der Uniform persönlich kennen.

Am linken Oberarm ist das bis 2019 vorgesehene „Verbandsabzeichen Zentralstelle BMLV“ aufgenäht.[2]

Oberhalb der rechten Brusttasche ist das Namensschild „Dr. TRAUNER“ angesteckt.

Oberhalb der linken Brusttasche befindet sich eine zweireihige Bandspange mit 6 Bändern folgender Dekorationen: 1. Reihe: Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich; Wehrdienstzeichen 1. Klasse; Wehrdienstmedaille in Gold. 2. Reihe: UN-Medal UNDOF; UN-Medal UNFICYP; NATO-Medal KOSOVO.

Herr Militärsuperintendent Priv.-Doz. DDr. Karl-Reinhart TRAUNER, Leiter der evangelischen Militärseelsorge im Bundesheer, hat seine alte und nicht mehr benötigte Uniform dem HGM als Schenkung übergeben.

Es ist dies die erste Uniform eines hochrangigen Militärseelsorgers im Bestand des Museums.

 

[1] Roman-Hans Gröger, Claudia Ham, Alfred Sammer. Militärseelsorge in Österreich. Zwischen Himmel und Erde. Graz, 2001. Seite 137 f.
[2] Thomas Wagner. Amtstitel, Dienstgrad-, Rang- und Verbandsabzeichen des Österreichischen Bundesheeres und seiner Vorläufer 1945-2020. Heeresgeschichtliche Museum, Wien, 2020. Seite 130 und 152 f.
[3] Wagner. Seite 243 f.

Peter Steiner

OR ObstdhmfD Prof Mag. Peter Steiner
Historiker und Milizoffizier, zuständig für Orden, Ehrenzeichen, Abzeichen, Medaillen, Uniformen und Insignien. Studium der Geschichte, Numismatik und Museumskunde; Ausbildung zum wissenschaftlichen Bibliothekar und Offizier im Bundesheer.
Nach dienstlichen Verwendungen im Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum (Narrenturm) und der Österreichischen Nationalbibliothek, bin ich seit Jänner 2016 im Heeresgeschichtlichen Museum tätig. Neben der k.u.k. Armee von 1848-1918, gilt mein persönliches Interesse vor allem der Geschichte des österreichischen Bundesheeres der Ersten und der Zweiten Republik; zahlreiche Publikationen zur Phaleristik (der wissenschaftlichen Ordenskunde) und Militärgeschichte.

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