HGM Wissensblog

Objekt des Monats Oktober 2018

Patriotischer Glaspokal der Kriegsfürsorge 1914 – 1915

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurden zunächst primär zu Propagandazwecken verschiedene Kunstobjekte und Gebrauchsgegenstände hergestellt, die auf die patriotische Verpflichtung der Bevölkerung Bezug nahmen.

Der Erlös aus dem Verkauf war grundsätzlich für die Fürsorge der Verwundeten sowie der Witwen und Waisen gefallener Soldaten der k. u. k. Armee vorgesehen. Neben tatsächlich eher billig produzierten patriotischen Abzeichen und diversen anderen Objekten (Türklopfer, Spangen etc.) wurden aber auch durchaus qualitativ und künstlerisch hochwertige, somit auch exklusive und teure Sujets produziert. Es gab während des Krieges faktisch keinen Haushalt, in dem nicht derartige „Patriotika“ vorhanden waren und teilweise auch im täglichen Gebrauch standen. Die Qualität war in den ersten beiden Kriegsjahren noch sehr hoch, sollte aber infolge der allgemeinen Materialknappheit im weiteren Verlauf stark rückläufig sein.

Aufgrund der oft jahrelangen Verwendung vieler Objekte – vor allem jener des täglichen Gebrauchs (beispielsweise der Mörser) – und natürlich auch aufgrund der großen Zeitspanne seit ihrer Produktion, sind leider nur noch wenig derartige Objekte in gutem Zustand erhalten. Insbesondere Pokale aus Glas findet man heute nur noch sehr selten.

Das farblose Glas hat rot-lasierte Wandungen, einen umlaufend geschnittenen Eichenlaubdekor und zeigt die österreichische „rudolfinische“ Kaiserkrone, den Reichsapfel, das deutsche Eiserne Kreuz, gekreuzte Schwerter und Fahnen, Eichenblätter und die Jahreszahlen 1914 – 1915. Der Glaspokal ist etwa 19 cm hoch und hat einen Durchmesser von etwa 9 cm.

Peter Steiner

OR ObstdhmfD Prof Mag. Peter Steiner
Historiker und Milizoffizier, zuständig für Orden, Ehrenzeichen, Abzeichen, Medaillen, Uniformen und Insignien. Studium der Geschichte, Numismatik und Museumskunde; Ausbildung zum wissenschaftlichen Bibliothekar und Offizier im Bundesheer.
Nach dienstlichen Verwendungen im Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum (Narrenturm) und der Österreichischen Nationalbibliothek, bin ich seit Jänner 2016 im Heeresgeschichtlichen Museum tätig. Neben der k.u.k. Armee von 1848-1918, gilt mein persönliches Interesse vor allem der Geschichte des österreichischen Bundesheeres der Ersten und der Zweiten Republik; zahlreiche Publikationen zur Phaleristik (der wissenschaftlichen Ordenskunde) und Militärgeschichte.

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