HGM Wissensblog

„Geld und wieder Geld …

… erfordert der Krieg“. Diesen Aufruf ließ man in Wien ab dem 9. Mai 1915 in der Stadt plakatieren, um die Bürgerinnen und Bürger zur Zeichnung der zweiten Kriegsanleihe zu bewegen.

Aufruf vom 9. Mai 1915 zur Zeichnung der 2. Kriegsanleihe, HGM

Was neben der umfassenden Gewaltausübung Kriege seit jeher kennzeichnet, ist, dass sie teuer sind. Wie teuer, lässt sich am Beispiel des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) für die k. u. k. Monarchie verdeutlichen. Die Kriegsausgaben Österreich-Ungarns lagen in den vier Jahren des Krieges bei insgesamt ca. 18 bis 19 Milliarden Kronen (Preisniveau 1914). Das entspräche heute einem Wert von ca. 130 Milliarden Euro.

Diese Summe wurde finanziert zu:
 2/5 durch Geldschöpfung (Staat verschuldet sich bei der eigenen Notenbank)
 3/5 durch Kriegsanleihen

Plakat zur 3. Kriegsanleihe 1915, HGM

Kriegsanleihen waren damit das überwiegende Instrument in Österreich-Ungarn zur Finanzierung des Krieges und bis 1918 wurden in der österreichischen Reichshälfte acht, in der ungarischen Reichshälfte 17 Kriegsanleihen aufgelegt.

Plakat zur 7. Kriegsanleihe 1917, HGM

Während in den Anfangsjahren des Krieges das Zeichnen einer Kriegsanleihe noch als „patriotische Pflicht“ aufgefasst wurde, sank mit der Fortdauer des Krieges die Bereitschaft der Bevölkerung für weitere Investments. Die achte und letzte Kriegsanleihe in der österreichischen
Reichshälfte wurde noch im Juni 1918 aufgelegt, fünf Monate später war der Krieg für Österreich(-Ungarn) verloren.

Plakat zur 8. Kriegsanleihe 1918, HGM

Die k. u. k. Monarchie zerfiel und die Staatsfinanzen der Nachfolgestaaten waren desolat und so auch jene der ersten österreichischen Republik völlig zerrüttet.

Ausrufung der Republik Deutschösterreich vor dem Wiener Parlament am 12.11.1918, HGM

Die kriegsbedingte Inflation setzte sich fort und die Preise stiegen im Vergleich zur Vorkriegszeit um etwa das 14.000-fache. Mit der österreichischen Währungsreform von 1924 wurde die Inflation (buchhalterisch) beendet und die alte Kronenwährung im Tauschverhältnis
10.000:1 vom Österreichischen Schilling abgelöst.

1-Schilling Münze der ersten österreichischen Schillingwährung, 1924, Privatbesitz

Der sinnlose Krieg hatte Leid und Elend verursacht und den Keim für jahrzehntelangen Hass
und weitere Kriege gesät. Darüber hinaus hat er, ganz wie am 9. Mai 1915 plakatiert: „Geld
und wieder Geld erfordert“. Freilich Geld, das auch für jene, die Kriegsanleihen gezeichnet
hatten, verloren war.

Quellenhinweise
Manfried Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie
1914 – 1918, Wien (u. a.) 2013
Roman Sandgruber, Ökonomie und Politik, Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom
Mittelalter bis zur Gegenwart, Wien 1995
Österreichische Nationalbank, Historischer Währungsrechner,
https://www.eurologisch.at/el/interaktive-anwendungen/waehrung.html, [07.09.2023]
Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsanleihen,
https://wk1.staatsarchiv.at/kriegsfinanzierung/kriegsanleihen/, [07.09.2023]

Erik Gornik

OR Erik Gornik, MA, M.A.LIS
Historiker, Politikwissenschaftler und Bibliothekswissenschaftler. Ich bin Leiter der Museumsbibliothek und verantwortlich für Aufbau, Erschließung, Gestaltung, Vermittlung und langfristigen Erhalt des Bibliotheksbestandes.
Meine Forschungsinteressen enge ich nicht im Vorhinein ein, sondern gehe mit offener Neugier an (militär-)historische Fragestellungen heran. Dabei interessiert mich vor allem der Zeitraum der Neueren Geschichte bis hin zur Zeitgeschichte mit europäischem Schwerpunkt.

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