Nach dem Abzug der Besatzungstruppen verfügte das neu aufgestellte Österreichische Bundesheer über eine kleine Anzahl amerikanischer M21 Halbkettenfahrzeuge. Diese nur leicht gepanzerten Fahrzeuge entsprachen nach Ansicht des Bundesheeres nicht mehr den Anforderungen an ein Gefechtsfahrzeug für die gepanzerte Infanterie, die Panzergrenadiere.
Bereits während der Besatzungszeit durch die Alliierten wurde in den Österreichischen Saurer Werken in Wien ab 1952 an einem Kettenfahrzeug gearbeitet. Als Basis dienten die durch Saurer gemachten Erfahrungen im Kettenfahrzeugbau aus der Kriegs- und Vorkriegszeit. Dabei wurde bis zum Abzug der Besatzungsmächte bei Saurer, aus Gründen der Geheimhaltung, getrennt am Kettenlaufwerk und Panzeraufbau gearbeitet. Im Sommer 1956 wurde durch die Panzertruppenschule des Bundesheeres ein Forderungskatalog an Saurer übermittelt, der die wichtigsten Merkmale des zukünftigen Schützenpanzers beinhaltete:1
- Ein Vollkettenfahrzeug mit einer Geländegängigkeit, vergleichbar mit jener eines Kampfpanzers
- Ein oben offener Kampfraum
- Platz für eine Schützengruppe und eine Maschinenwaffe im Kaliber 2cm
- Frontaler Panzerschutz gegen 2cm Geschosse
- Auslegung als Fahrzeugfamilie für vielfältige Aufgaben
- Großzügige Ausstattung mit Fernmeldemitteln
Am 8. Februar 1957 erging erstmals ein offizieller Auftrag zur Herstellung eines Schützenpanzer-Prototyps durch das Bundesministerium für Landesverteidigung an die Saurer Werke. Dafür wurden seitens des Ministeriums 1,5 Millionen Schilling im laufenden Budget vermerkt2. Kurz nach der Bestellung konnten die Österreichischen Saurer Werke einen Prototyp unter der Bezeichnung 4K3H vorstellen. Das Prototypfahrzeug verfügte zusätzlich über eine Seilwinde zur Bergung und eine Druckluftanlage, um im Bedarfsfall auch Anhängelasten, wie zum Beispiel Geschütze, bremsen zu können.
Die durch das Bundesheer bis 1958 durchgeführte Erprobung ergab große Mängel am Prototypen3. Der oben offene Kampfraum wurde ebenso beanstandet, wie die Fahrzeughöhe. Die Einstiegshöhe der Hecktüre erwies sich als sehr ungünstig für das Auf- und Absitzen der Panzergrenadiere. Auch das Kettenlaufwerk erwies sich im schweren Gelände als nicht zuverlässig. Einen besonderen Kritikpunkt bildeten die in der Bugplatte befindlichen Öffnungen für die Kühlluft, da diese den frontalen Panzerschutz verringerten. Aufgrund dieser Erfahrungen sollten durch die Saurer Werke ein neues, deutlich flacheres Fahrzeug konstruiert werden, welches auch über ein verbessertes Laufwerk verfügen musste. In weiterer Folge entstand dadurch ab 1960 eine Serienproduktion von Schützenpanzern für das Österreichische Bundesheer.
Bis 1968 verblieb der Prototyp Schützenpanzer beim Österreichischen Bundesheer und wurde unter anderem als Schneepflug verwendet, danach wurde das Fahrzeug an das Heeresgeschichtliche Museum übergeben und stand bis 2006 im Panzergarten des Museums.
Ab 2007 wurde der Schützenpanzer in den Werkstätten des Heereslogistikzentrums in Wien vollständig und fahrfähig restauriert und ist nun in der Panzerhalle des Heeresgeschichtlichen Museums ausgestellt.
1 Anforderungskatalog in Form eines A4 Blattes als handschriftliche Beilage zum Besprechungsprotokoll „Projekt Schützenpanzer“, Archiv der ehem. Panzertruppenschule.
2 Walter J. Spielberger, Kraftfahrzeuge und Panzer des Österreichischen Heeres 1896 bis Heute, Motorbuchverlag, 1976
3 Erprobungsbericht der ehem. Panzertruppenschule
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