HGM Wissensblog

Stahlhelme in der k. u. k. Armee

Stahlhelm M.1917, System Berndorf in der Ausstellung über den Ersten Weltkrieg (HGM)

Die Entwicklung und der massenhafte Gebrauch von Stahlhelmen war eine Folge des Wandels der Kampfform während des Ersten Weltkrieges, weg vom Bewegungs- hin zum Stellungskrieg. Das Eingraben der Soldaten zum Schutz vor der Feuerkraft der modernen Waffen des Gegners forderte auch einen entsprechenden Kopfschutz vor Granat- und Gesteinssplitter.

Nordost-Front, Maschinengewehrabteilung III/91 (HGM)

Eine deutsche Studie aus dem Sommer 1915 zeigte etwa, dass nur 17% der tödlichen Kopfverletzungen durch Geschosse der Infanterie verursacht worden wären. Die Auswirkungen des Trommelfeuers der feindlichen Artillerie würden hingegen 83 % solcher Todesfälle hervorrufen. Die Splitter wären zwar nur erbsengroß, sie richteten jedoch enorme Verletzungen am Gehirn an, so die Studie abschließend.

Kurz vor dem Einschlag einer Granate (HGM)

Als erste kriegführende Armee begann Frankreich schon im Dezember 1914 Stahlkappen an seine Soldaten auszugeben. Auch in Österreich-Ungarn begannen bereits im ersten Kriegsjahr die Versuche, Stahlhelme für den Massengebrauch zu entwickeln. Der Kriegseintritt Italiens am 23. Mai 1915 erhöhte die Zahl der durch Kopfverletzungen kampfunfähig gewordenen k. u. k. Soldaten, welche seitdem in den hochalpinen Regionen und im Karstgelände am Isonzo kämpften. Nachdem erste Konstruktionen für einen geeigneten Stahlhelm durch private Initiativen erfolgten – etwa durch das böhmische Eisenwerk Neudek – intensivierte ab dem Sommer 1915 das k. u. k. Technische Militärkomitee die Forschungen. Hier fand der in Deutschland produzierte Stahlhelm M.16 besonderen Anklang.

Stahlhelm nach "deutschem Muster", M.16 (deutsche Erzeugung). Zunächst gelangten komplett fertig montierte Stahlhelme M.16 nach Österreich. In weiterer Folge gelangten nur die Helmglocken nach Österreich, die hier erst innen mit einem Blechring und Riemen ausgestaltet wurden. (HGM)

Ab 1916 begannen die großen Rüstungskonzerne in der Habsburgermonarchie verschiedene Prototypen für Stahlhelme zu entwerfen. Die Muster aus Fabriken in Mürzzuschlag, Kapfenberg und Berndorf konnten aber zunächst nicht überzeugen.

Österreichischer Stahlhelm Prototyp/ Versuch der Firma Berndorf. Mitte 1916 war die österreichisch-ungarische Stahlindustrie noch nicht in der Lage, qualitativ hochwertige Stahlhelme zu produzieren. Die dafür erforderlichen Maschinen waren vorerst noch nicht vorhanden. Die Firma Berndorf produzierte dieses Versuchsstück, welches sich vor allem außen stark am deutschen Modell M.16 orientierte.

Ein Bericht des Technischen Militärkomitees im September 1916 verwies darauf, dass der Schutz vor Frontalbeschuss nicht das Hauptkriterium des zukünftigen Helms sein solle, wichtiger wäre jener seitliche Schutz vor Splitter und Schrapnelltreffer. Gegen frontale Treffer auf der Stirn sollten leichte, abnehmbare Platten an der Helmvorderseite angebracht werden.

Der 1916 entwickelte „Berndorfer Helm“ der Firma Krupp/Berndorf erfüllte letztendlich diese Kriterien, woraufhin zunächst 10.000 und später 100.000 Stück produziert wurden. Im offiziellen Dienstgebrauch wurde der Helm als „österreichisches Muster“ bezeichnet.

Österreichischer Stahlhelm System Berndorf mit Stirnschild (HGM)

Dennoch blieb vor allem bei den am Isonzo stehenden Truppen der Bedarf an Stahlhelmen besonders hoch, weshalb neben dem „österreichischen Muster“ ebenso deutsche Stahlhelme sowie Maschinen für ihre Produktion in die Donaumonarchie importiert werden mussten. Auch der einsetzende Rohstoffmangel machte es unmöglich, jeden Soldaten mit einem Stahlhelm auszustatten.

"Merkblatt über die Stahlhelmausrüstung", 1918. Detailansichten des österreichischen Stahlhelms System "Berndorf", aus: M. Christian Ortner – Hermann Hinterstoisser, Die k. u. k. Armee im Ersten Weltkrieg. Uniformierung und Ausrüstung – von 1914 bis 1918. Band 1, Wien 2013, S. 314.
Schützenregiment Nr. 21 am westlichen Piavedamm (HGM)

Thomas Edelmann

Mag. Dr. Thomas Edelmann, MAS
Ich bin Historiker mit einer postgradualen museologischen Ausbildung, die ich an der Universität für angewandte Kunst Wien absolviert habe. Im Museum bin u.a. für die digitale Kommunikation zuständig, angefangen von der Website über den Blog bis hin zu allen Social-Media-Kanälen. Andererseits bin ich als Forscher im Militärhistorischen Institut tätig, wo ich gegenwärtig am Forschungsprojekt „Vom Leib zum Körper. (Be-)Musterung von Militärpflichtigen und ihre Konstituierung zum Soldaten 1858 - 1918“ arbeite. Meine Forschungsinteressen sind die Geschichte der Habsburgermonarchie 1789 - 1918, der Erste Weltkrieg mit dem Schwerpunkt auf das Etappenwesen der österreichisch-ungarischen Armee sowie – um über die Grenzen Europas zu blicken – die mexikanische (Kultur-) Geschichte.

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