HGM Wissensblog

100 Jahre Burgenland bei Österreich

Lajta-Banat Erinnerungsmedaille
(Pronay – Medaille)

Der ungarische Staat hat zu keiner Zeit eine Erinnerungsmedaille für die Teilnahme an den Kämpfen in Westungarn, dem späteren Land Burgenland1, gestiftet. Hingegen hat der frühere Kommandant Pál Prónay aus den früheren Kämpfern ein Komitee gebildet, dass im Jahre 1929 die „Lajta-Banat Erinnerungsmedaille“ als eine tragbare Auszeichnung gestiftet und auch verliehen hat. In der Literatur wird sie fast immer als „Pronay-Medaille“ bezeichnet. Die folgenden Angaben zu dieser seltenen und auch aufgrund der Stiftung ungewöhnlichen Dekoration konnten einer englischsprachigen Literatur, unter Benützung ungarischer Quellen, entnommen werden.2

Demnach wurde die Medaille erstmals am 19. August 1929 anlässlich einer Feier in Budapest von Prónay persönlich an eine große Zahl ehemaliger ungarischer Kämpfer verliehen. Am nächsten Tag berichtete darüber die Zeitung „Magyarság“. Dieser Zeitungsartikel sorgte für großes Aufsehen, denn die Verleihung erfolgte völlig unerwartet und es gab für diese private Medaille keinerlei staatliche Genehmigung. Die zuständigen offiziellen Stellen und auch das Staatsoberhaupt Reichsverweser Horthy sollen erst durch diesen Zeitungsbericht davon erfahren zu haben. Nach einer folgenden Untersuchung der Sachlage wurde von staatlicher Seite festgehalten, dass diese Medaille weder ein ungarischer noch ein ausländischer Orden oder ein Ehrenzeichen sei und es daher keine Genehmigung zum Tragen der Medaille geben kann.

Die Medaille wurde vom ungarischen Bildhauer Hugó Keviczky (1879-1944) entworfen und ist in der Münze Budapest geprägt worden. Es wurden etwa 30 Stück in Silber für die ehemaligen Kommandanten und weitere etwa 3000 Stück in Bronze für alle anderen Teilnehmer an den Kämpfen produziert. Mit dieser Erinnerungsmedaille wurden aber nicht nur die Teilnehmer an den Kämpfen, sondern auch zahlreiche Nichtkämpfer und Unterstützer des Kampfes dekoriert. Die Medaillen sind an der Rückseite nummeriert und wurden mit einer Urkunde überreicht.

Eine Medaille in Bronze befindet sich in der Sammlung des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien, die für die Abbildung und die folgende Beschreibung verwendet werden konnte. Möglicherweise handelt es sich aber bei diesem Stück um eine spätere Fertigung, das Band ist jedenfalls nicht aus der Stiftungszeit.

Beschreibung der Medaille

Die vorliegende Medaille ist aus Bronze und hat einen Durchmesser von 35 mm. Das Band hat eine Breite von 40 mm, es ist Rot, hat beidseitig einen 3 mm breiten Randstreifen und ist dreieckig gefaltet.

Lajta-Banat Erinnerungsmedaille (Pronay-Medaille), Avers (26/1245 a)

Avers: Brustbild von links in Uniform mit Hut und Federn, darstellend Pál Prónay. Umschrift “ TÓT-PRÓNAI ÉS BLATNICZAI PRÓNAY PÁL FOVEZÉR”. (deutsch: Anführer Pál Prónay von Tóth-Próna und Blatnicza)

Lajta-Banat Erinnerungsmedaille (Pronay-Medaille), Revers (26/1245 r)

Revers: Das Wappen des Freistaates „Lajtabánság“ (deutsch: „Leithabanat“ oder „Leitha-Banschaft“): Ein spitzer Schild mit einem freistehenden Doppelkreuz, überhöht von einem „Turul“ (Der Turul ist ein Fabelwesen aus dem ungarischen Mythenkreis. Der Vogel hat Ähnlichkeiten mit einem Adler und mit einem Falken) mit ausgebreiteten Schwingen der in seinem Schnabel einen Krummsäbel hält. Um den Wappenschild verläuft ein Kranz aus einem Lorbeer- und Eichenlaubzweig. Umschrift: “ LAJTABÁNSÁGI FELKELO HARCOK EMLÉKÉRE 1921“ (deutsch: Zur Erinnerung an den Lajtabánság-Aufstand 1921). Unten ist die individuelle Verleihungsnummer – beim vorliegenden Stück die Zahl „59“ – eingeprägt.

 

 

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Landnahme_des_Burgenlandes [05.05.2021]

2 https://silo.tips/download/the-fate-of-western-hungary [08.04.2021]

Peter Steiner

OR ObstdhmfD Prof Mag. Peter Steiner
Historiker und Milizoffizier, zuständig für Orden, Ehrenzeichen, Abzeichen, Medaillen, Uniformen und Insignien. Studium der Geschichte, Numismatik und Museumskunde; Ausbildung zum wissenschaftlichen Bibliothekar und Offizier im Bundesheer.
Nach dienstlichen Verwendungen im Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum (Narrenturm) und der Österreichischen Nationalbibliothek, bin ich seit Jänner 2016 im Heeresgeschichtlichen Museum tätig. Neben der k.u.k. Armee von 1848-1918, gilt mein persönliches Interesse vor allem der Geschichte des österreichischen Bundesheeres der Ersten und der Zweiten Republik; zahlreiche Publikationen zur Phaleristik (der wissenschaftlichen Ordenskunde) und Militärgeschichte.

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