HGM Wissensblog

Objekt des Monats Juli 2023

Portrait ubk. Offizier der österreichischen Nationalgarde-Kavallerie 1849 aus Kärnten

 Anonymer Künstler

 

Öl auf Leinwand, 39,5 x 33,5 cm; in Blondellrahmen, rückseitig monogram-miert „DjK“, ebend. bez./dat.: „Klagenfurt am 1. Okt. 1849“; Ankauf Auktion.

Die Gründung einer Nationalgarde, eine im Revolutionsjahr 1848 mit kaiserlicher Billigung geschaffene bürgerliche Organisation, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit zu sorgen und Ausschreitungen (beispielsweise Zerstörung von Fabriken, Plünderungen etc.) entgegenzutreten hatte, war eine der zentralen revolutionären Forderungen im März 1848 in Österreich.

Nach der Stürmung des Ständehauses (Landhauses) am 13. März 1848 forderten die Revolutionäre, dass die bestehende Bürgergarde unter Waffen gestellt wird. Der Wiener Bürgermeister Ignaz Czapka (1791 – 1881), gleichzeitig auch Oberkommandant der Bürgergarde, trat am 14. März 1848 in Verhandlungen mit dem kaiserlichen Hof und gründete noch am selben Tag die Wiener Nationalgarde.

Anonymer Künstler: Aufmarsch der Nationalgarde auf dem Platz Am Hof in Wien, 1848. Unsigniert, undatiert. Öl auf Zinkplatte, 47 x 63,5 cm (HGM/MHI)

Die Revolution hatte auch Auswirkungen auf Kärnten, wo eine eigene Nationalgarde aufgestellt wurde. Der erste frei gewählte provisorische Kärntner Landtag sprach sich mit den Stimmen der Slowenen für ein ungeteiltes Land aus und wurde wieder selbständiges Kronland mit dem Sitz der Landesregierung in Klagenfurt. Die Grundentlastung der Bauern löste die Abhängigkeit von den alten Grundherrschaften, an deren Stelle die 1849/50 eingerichteten politischen Ortsgemeinden traten.

 

Die Größe der Einheiten der Nationalgarde war unterschiedlich und hing mit der jeweiligen Einwohnerzahl zusammen. Unterteilt in Bataillone und Kompanien, wobei die Kompanie nach Maßgabe der zum aktiven Dienst in der Nationalgarde verpflichteten Bevölkerung 60 bis 150 Mann umfasste, lag die Hauptaufgabe der Nationalgarde aus Sicht der Behörden in der Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung.

 

In den jeweiligen Nationalgarden gab es im Lauf des Revolutionsjahrs unterschiedliche politische Strömungen, einige Kompanien galten als kaisertreu („schwarzgelb“), andere gehörten dem radikalen Flügel an. Dementsprechend schwierig war die Position des jeweiligen Oberkommandanten. In Kärnten verlief die Revolution jedoch überhaupt relativ friedlich. Nach der Niederschlagung der Revolution wurde die Wiener Nationalgarde am 1. November 1848 durch Feldmarschall Alfred Fürst Windisch-Graetz (1787 – 1862) aufgelöst. Die Auflösung der Nationalgarden in anderen österreichischen Städten wie etwa Klagenfurt erfolgte nach und nach, generell wurde sie mit kaiserlichen Patent vom 25. August 1851 angeordnet.

 

Lit.:

 

Stefan Samonig: Die Rolle der Nationalgarde während der Revolution von 1848 in der Steiermark. Masterarbeit Karl-Franzens-Universität Graz, 2014.

 

 

Walter Albrecht

 

Walter Albrecht

HR Dr. Walter Albrecht
Kunsthistoriker und Historiker sowie Sammlungsleiter Kunst im Heeresgeschichtlichen Museum/Militärhistorischen Institut. Gemeinsam mit meinen sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bin ich für die Verwaltung aller Objekte mit kunsthistorischem Bezug wie Gemälde, Druckgrafiken, Aquarelle und Handzeichnungen, Skulpturen und Plastiken sowie Miniaturen zuständig. Dies umfasst u. a. Ausstellungswesen, Leihverkehr, Akquisition, Konservierung, Restaurierung und Depotwesen. Meine Forschungsinteressen liegen in der Kunst- und Militärgeschichte der Frühen Neuzeit, besonders des Dreißigjährigen Krieges; sowie der Kunst des Ersten Weltkrieges mit dem Schwerpunkt Kriegsmaler im k.u.k. Kriegspressequartier.

Add comment

Blog-Abo

Mit dem Blog-Abo werden Sie immer sofort informiert, wenn ein neuer Artikel in unserem Blog erscheint.